Wien, 01.08.2024
Die Seestadt ist eine junge Stadt - nicht nur aus der Perspektive der Gebäude, sondern auch die Bewohner*innen sind jung. Dies lässt sich z.B. im öffentlichen Raum der Seestadt beobachten: Während am Vormittag Eltern mit Kinderwägen durch die Stadt spazieren, streifen am frühen Nachmittag Schulkinder aller Altersstufen quer durch die Seestadt am Weg zur U-Bahn oder direkt nach Hause.
Diese Beobachtungen zeigen auch den im Moment noch „jungen“ und relativ einheitlichen Rhythmus der Seestadt, was sich in einer oft geringen, dann wieder punktuell sehr hohen Aktivität im öffentlichen Raum zeigt.
Diese Wahrnehmungen einer jungen Seestadt lassen sich auch durch statistische Daten belegen. Ein Blick auf die demographischen Merkmale der Seestadt im Vergleich zum Bezirk Donaustadt und wiederum im Vergleich zu Gesamt-Wien:
So sieht die Altersverteilung von Wien im Jahr 2019 aus.
Und so jene des Bezirks Donaustadt - diese entspricht im Wesentlichen dem Wiener Schnitt.
Die Seestadt ist hier ein deutlicher Ausreißer -
Die Bevölkerung ist deutlich jünger!
Eine Sharing-Flotte!
Junge Bewohner*innen zeigen sich offen gegenüber diversen Trends. Wie sich zumindest im Car-Sharing sowie auch Mikromobilitäts-Sharing zeigt, sind Nutzer*innen geteilter Mobilitätsangebote meist jünger als 50 Jahre. Eigentum spielt tendenziell eine weniger große Rolle, weshalb Modelle rund um Sharing als attraktiv gesehen werden.
52% der Lastenrad-
ausleihen 2019 fanden
im Frühling statt.
Die Seestadtflotte spielte von Anfang an eine zentrale Rolle in der Mobilitätsstrategie der Seestadt. Sie verankerte das Prinzip des Sharings fest in der Gemeinschaft und bot eine Vielzahl von Fahrzeugen zur kostenlosen Ausleihe an. Im Gegensatz zum bereits etablierten CityBike-System in Wien umfasst die Seestadtflotte nicht nur Fahrräder, sondern auch Lastenräder, E-Bikes und Einkaufstrolleys, die an derzeit acht Stationen rund um die Uhr vollautomatisch ausgeliehen werden können – ein innovatives Modell, das zu den ersten seiner Art in Europa zählt.
In einem nächsten Schritt wird die Seestadtflotte sukzessive in das wienweite Leihsystem Wien.mobil integriert. Dadurch wird es den Bewohner:innen und Besucher:innen der Seestadt ermöglicht, noch nahtloser und flexibler auf ein vielfältiges Mobilitätsangebot zuzugreifen. Auch größere Trolleys, die als Radanhänger genutzt werden können, stehen in den Fahrradräumen der Wohngebäude zur Verfügung und erweitern das praktische Angebot für den täglichen Bedarf.
Der Blick auf die Verteilung der Ausleihvorgänge über den Tag - die sogenannte Tagesganglinie - zeigt wie die Räder die Seestadtflotte im Tagesvergleich genutzt werden: Gut zu erkennen sind die Peaks am Morgen und am späten Nachmittag:
Und die Seestadt wäre wohl nicht die Seestadt, wenn es nicht auch im Bereich des Sharings Initiativen von Bewohner*innen gäbe: Der Verein "Seestadt mobil" bietet mittlerweile drei Autos im Carsharing an - unter dem Label: Seestadtauto.
Rund 100 Mitglieder reservierten im Schnitt 50 mal pro Monat ein Auto im Jahr 2019. Die Fahrten reichen von einer halben Stunde bis zum McDrive Seestadt bis zum zweiwöchigen Urlaubstrip nach Italien.
Den Bewohner*innen der Seestadt steht ein vielseitigstes Mobilitätsangebot zur Verfügung. Das aspern.mobil LAB-Team fragt nach bei Hannah Schuster, einer Bewohnerin der Seestadt, wie sie diese zahlreichen Angebote im Alltag nutzen kann (wie z.B. beim Einkaufen) und wie sich ihre Baugruppe auch eigene gemeinschaftliche Angebote geschaffen hat:
Ein Blick in die Zukunft
Die Seestadt wächst weiter, neue Quartiere wie das am Seebogen befinden sich in der Fertigstellung, und weitere Planungen stehen in den Startlöchern. Ein Jahrzehnt lang wird die Seestadt mindestens noch weiterwachsen. Parallel dazu werden weitere Entwicklungsgebiete entlang der Achse U2 Donaustadt (Berresgasse, Am Heidjöchl, Hausfeldstraße, …) erschlossen. Wie wird sich das Mobilitätsangebot weiterentwickeln?
Das aspern.mobil LAB fragt nach bei Lukas Lang, einem langjährigen Mitarbeiter der 3420 AG, der Entwicklungsgesellschaft die den Städtebau sowie den Ausbau der Infrastruktur in der Seestadt gemeinsam mit zahlreichen öffentlichen und privaten Partner*innen koordiniert. Lukas Lang war innerhalb der 3420AG für die Planung, das Thema Mobilität sowie die Begleitung des Mobilitätsfonds aspern Seestadt zuständig.
Wie Lukas Lang im Video ausführt, kommen in nächsten Jahren noch viele Herausforderungen in der Gestaltung der Mobilität in der Seestadt auf alle Beteiligten zu, ob im Quartier am Seebogen oder rund um die große Einkaufsstraße im Norden. Und wie Lukas auch sein Interview abschließt: Ziel ist, hier gemeinsam an der Mobilität der Zukunft zu arbeiten.
Wir sind weiter unterwegs!
Das aspern.mobil LAB wird mit der Mobilitätserhebung aspern Seestadt das aktuelle Mobilitätsverhalten aber auch die Änderungen der Wege und Verkehrsmittel der Seestädter*innen weiterhin über die Zeit festhalten und somit eine optimale Planung zukünftiger innovativer Angebote sowie die Anpassung bestehender Lösungen ermöglichen. Die Plattform zwischen Bewohner*innen, Verwaltung, Politik, Unternehmen und Forschung wird weiterhin bereitgestellt und aktiv begleitet.
Die Mobilitätserhebung ermöglicht auch eine empirische Einschätzung von Mobilitätsinnovationen, die innerhalb im aspern.mobil LAB eingebetteter Projekte entwickelt werden. Falls Sie Interesse haben: Das aspern.moil LAB freut sich, wenn auch Sie Teil unserer Forschungscommunity werden!
Nun geht die Reise durch die seestädtische Mobilität hier zu Ende. Uns war es eine Freude die Geschichten zu sammeln und die Daten in Bilder zu gießen! Wir hoffen sehr, dass Sie mit unserer Reisebegleitung zufrieden waren und wir auch ein paar unbekannte Blickwinkel auf die Seestadt beleuchten konnten.
Das Unterwegs-Sein hat viele Facetten! Die Frage nach dem wie scheint manchmal eine ganz persönliche und individuelle zu sein. Aber eine gute Stadtplanung, überlegte und erprobte Konzepte, ein vielschichtiges Angebot und (ganz wichtig!) eine innovative, offene und neugierige Gesellschaft kann uns in Fragen der Verkehrsmittelwahl unterstützen.
Wir wollen ja Unterwegs-Sein! Und nicht nur nachdenken und reden darüber 😉
Und nun genug nachgedacht und geredet.
Gehen wir nach draußen und sind unterwegs!