Walkability in der Seestadt
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Gehen ist gesund, belebt die Stadt und ist Grundvoraussetzung der Mobilität: jede Ortsveränderung beginnt und endet mit einer Strecke zu Fuß. Um die Bedingungen für FußgängerInnen weiter zu verbessern braucht es eine umfassende und hochwertige Datenbasis zur Bewertung der Fußwegequalität bzw. Walkability. Klassische Methoden der Verkehrsforschung richten ihr Augenmerk auf die Bewertung physischer Merkmale. Um das Methodenrepertoir und das Verständnis des Walkability-Begriffes auszubauen, haben sich Studierende der TU Wien mit folgenden Fragestellungen beschäftigt:
- Können die Methoden der Stadt- und Verkehrsforschung die Fußwegequalität ausreichend abbilden?
- Ist die Qualität des Zufußgehens nicht auch das, was der Mensch wahrnimmt und ein Ergebnis von Erfahrungen, Einstellungen und der Interpretation des Erlebten?
- Welchen Beitrag können neue technologische Entwicklungen wie Virtual Reality und Sensoren leisten, um die Wahrnehmung von FußgängerInnen zu erfassen?
Gemeinsam mit dem aspern.mobil LAB, dem Fachbereich für Verkehrssystemplanung (IVS) der TU Wien und im Rahmen des Projektes „Walk&Feel“ wurde diesen Fragen in der Seestadt und in anderen Quartieren Wiens nachgegangen. Dabei sind vier spannende Projekte entstanden, die verschiedene Themenbereiche der Fußwegequalität bzw. „Walkability“ behandeln.
4 Projekte – 4 Themen.
MIUDQ-Index für die Bewertung von Walkability auf Basis von Urban-Design-Qualitäten
Der Fokus dieses Projektes liegt auf Urban-Design-Qualitäten, die das konkrete Geh-Erlebnis der FußgängerInnen auf den Straßen beeinflussen. Gestützt auf eine vorhandene Studie zum Thema “Urban-Design-Qualitäten und deren Einfluss auf Walkability” (vgl. Ewing/ Clemente 2013) erstellt die Studierendengruppe einen Index, der die Walkability einer Straße bezüglich deren Gestaltung bewertet. Mit diesem Index wurden sechs Straßenabschnitte in Wien bewertet – darunter auch die Maria-Tusch-Straße und die Ilse-Artl-Straße in der Seestadt Aspern. 32 ProbandInnen bewerteten die Walkability sowie die Urban-Design-Qualitäten der Straßen in virtuellen Begehungen mithilfe von 360°-Videos und Virtual Reality Brille.
Walkability in neuen Stadtteilen – Abgrenzung privater & öffentlicher Räume
Das Erfragen von subjektiven Wahrnehmungen kann Rückschlüsse über Qualitäten neuer Stadtteile geben. Im Einklang mit dem persönlichen Empfinden einzelner Räume, steht der daraus resultierende Mehrwert neuer Stadtentwicklungsgebiete für die Wohnbevölkerung. Die Auswirkungen von öffentlichen und privaten Räumen auf die Qualität des Zufußgehens werden im räumlichen Kontext Seestadt Aspern und Sonnwendviertel nachgegangen. Es gilt, anhand der gewonnenen Erkenntnisse Aussagen über die angestrebte Stadtplanung sowie die Stadt der Zukunft zu treffen, wobei Bedürfnisse und Anforderungen seitens der Bevölkerung benannt werden.
Wie die Zeit vergeht – Ein Vergleich der Gehgeschwindigkeiten und Zeitempfinden in neuen und alten Quartieren
Ziel der Arbeit war es, zu erfassen, welchen Einfluss die Ausgestaltung eines Straßenraumes auf die Gehgeschwindigkeit und das subjektive Zeitempfinden von jungen Erwachsenen beim Spazierengehen hat. Die Gehgeschwindigkeit kann als ein Indikator für Walkability angesehen werden. So kann man ausgehend von der durchschnittlichen Gehgeschwindigkeit Aussagen über die Funktionalität und Qualität der Einrichtungen für FußgängerInnen treffen. Auch die Zeitwahrnehmung spielt dabei eine Rolle: Beispielsweise kann zwischen naturnahen Räumen und städtischen Gebieten eine unterschiedliche Zeitwahrnehmung festgestellt werden. Dies wird vor allem durch die den positiven Einfluss von Natur auf die psychologische Gesundheit des Menschen hervorgerufen.
Walkability & Straßenhierarchien in der Seestadt Aspern
Das Projekt greift den Bedarf nach einer Untersuchung der städtebaulichen Gestaltungsmerkmale zur Förderung der Walkability auf und macht die Seestadt Aspern zum Testbed. Das neue Stadtentwicklungsgebiet eignet sich vor allem aufgrund des expliziten Fokus auf eine nachhaltige und aktive Mobilität innerhalb des öffentlichen Raums bzw. des Quartiers für die Analyse Walkability-relevanter Fragestellungen. Das Forschungsinteresse bezieht sich hier auf die unterschiedlichen Straßenhierarchien, die für den neuen Stadtteil vorgesehen und zum Teil bereits baulich umgesetzt sind. Die Gestaltung von Fußwegen und Freiflächen, die den FußgängerInnen vorbehalten sind, hängt unmittelbar mit der Funktion und Hierarchie der zugehörigen Straße ab. Diese bestimmen beispielsweise welches Verkehrsmittel Vorrang hat und den meisten Platz zugesprochen bekommt oder welche Höchstgeschwindigkeiten für den motorisierten Individualverkehr gelten.
Alle Projekte vereint eine spannende Vielfalt an Methoden, Herangehensweisen und Ergebnissen.
Bei Interesse können die ausführlichen Ergebnisberichte bei Linda Dörrzapf linda.doerrzapf@tuwien.ac.at angefragt werden.